Wolfgang Husserl an M. und E. Husserl, 25. II. 1915
Liebe Eltern! Oostnieuwkerke, zum 25.2.15
Es geht weiter gut. Gestern kamen der Oberstabsarzt Göppert, gefolgt vom Stabsarzt und dem mich behandelnden Unterarzt, ließ sich meine Krankheitsgeschichte erzählen, sagte mir, Ihr hättet ihn antelegraphiert, wünschte mir gute Besserung und verschwand wieder. Das war nicht nötig, dass Ihr einen so vielbeschäftigten Mann von Roeselare hierher gejagt habt. Ihr könnt zu meinen Ärzten volles Vertrauen haben. Heute hatte ich Besuch von einem Leutnant der 233., der bei uns früher als Feldwebel und Zugführer war, einem sehr netten Kerl. Man hat hier die neuesten Zeitungen, Berliner und Frankfurter Zeitung, die ich mit großem Genuss lese. Der Saal hier ist groß und hell, ehemals ein Schulzimmer. Neben mir liegt ein 233. vom 3. Bataillon, der also unsere Stellung genau kennt. Student und erstes Semester, 19 Jahre alt. Sonst liegen hier meist Landwehrleute, alle Hannoveraner und sehr nett. Wir haben hier viele Granatverletzte, hier sind 16 Kranke, 2 Wärter und ein Sanitätsunteroffizier.
Wolfgang (6. Tag)