16.XII.1915 „Wetter: schön und Frost“

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Wolfgang Husserl an M. Husserl, 16. XII. 1915

Liebe Mama!                                                                                                     16.12.15

… Als Laufgrabenoffizier habe ich viel zu tun, da ich eben viel zu „laufen“ habe. Der Riegel ist groß. Die Tätigkeit ist sehr interessant, andererseits mir wenig zusagend, da man sozusagen Spion und Denunziant ist. Jedenfalls macht man sich bei den Kompanieführern recht unbeliebt, wenn man Mängel in ihren Schanzen zur Sprache bringt. Mir liegt jedoch vor allem ob, die Arbeitertrupps, die aus den Reservekompanien gebildet sind und oft nur von Unteroffizieren geleitet werden, zu kontrollieren. Da kann ich vielfach Mängel selbständig abstellen und helfend eingreifen. Jedenfalls muss ich meine Tätigkeit sehr vorsichtig ausführen, um Konflikte zu vermeiden. Herr Hauptmann Mattersdorf gibt mir bestimmte Aufträge, nachmittags erstatte ich ihm Bericht. Er ist im Umgang sehr angenehm, nicht so wie der Oberstleutnant. Heute bekam ich die Aufgabe, sämtliche Stollen an der Hand eines Divisionsbefehles zu prüfen und 2-3 Tage Zeit dazu. Wetter: schön und Frost.

Herzlichst,

W.

 

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