28.XI.1914 „… wenn man gute Sachen zu essen hat, erträgt man die Strapazen doppelt so leicht“

                                Wolfgang Husserl an M. und E. Husserl, 28. XI. 1914

… Da man nur Brot und Speck, und auch den nicht immer, und einmal am Tag das oft ungenießbare Zeug von der Feldküche bekommt, so hat die Feldpost die Aufgabe, die Ernährung reichhaltiger zu gestalten, vor allem Zukost zum Brot, das es immer reichlich gibt, zu liefern. Also Butter, Schmalz, Wurst (sehr viel) und dgl., ferner Genussmittel Schokolade, Hustenbonbons, Kuchen, Keks, Bananen, Südfrüchte, Bouillonwürfel, Tee, Kakao und Likör (sehr wichtig), Aspirin … Mittel gegen Durchfall … etc. Hoffentlich findest Du mich nicht zu unbescheiden, aber wenn man gute Sachen zu essen hat, erträgt man die Strapazen doppelt so leicht. …
Ich trage auf dem Leib: 2 Paar Strümpfe und Fußlappen, 2 Unterhosen, die seidene Unterhose, Kniewärmer, Leibbinde, 2 Hemden (das seidene ist in tausend Fetzen gegangen), wollene Unterjacke, seidene Halsbinde, Schal und oft die Handschuhe, fast immer den Mantel …
Ich lasse Frau Oldenberg gratulieren für das Eiserne Kreuz ihres Sohnes. Wenn ich bei der Artillerie war, habe ich oft an ihn gedacht und dass seine Eltern nicht so besorgt zu sein brauchen, da die Gefahr, der man bei den Kanonen ausgesetzt ist, viel geringer ist als bei uns.
Nun wegen Dr. Clemens. In der Verlustliste wird er als vermisst geführt, von seinen Kameraden ist rein nichts über ihn herauszukriegen, da fast alle, die ihn kannten, tot sind (er gehörte nämlich dem 3. Zug an, der am 10. <November> mitgestürmt hat).
(W.)

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