27.X.1914 „Ringsum verbrannte Gehöfte, tote Kühe, platzende Schrapnells, dazwischen Leib an Leib wir Brüder“

Wolfgang Husserl an M. und E. Husserl, 27. X. 1914

Soeben zum ersten Mal Feldpost im Schützengraben nach einem Nachtgefecht erhalten. Hurra! Tausend Dank für die Fußlappen, zwei Sendungen Schokolade und die Karten und Briefe vom 15.-19. Oktober.

W.

MPK01862
Im Schützengraben

 Gerhart Husserl an M. und E. Husserl, 27. X. 1914

Liebe, liebe Eltern!

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Zerstörte Landschaft bei Ypern

Heute kam die ersehnte Feldpost! Welches Glück, von der Heimat zu hören, nach der unser aller heiße Sehnsucht geht. Ach, wie herrlich muss es sein mit Euch wieder in Göttingen. Wir sind wieder bei der Kompanie, die sich auf 110 Mann beläuft und liegen im vordersten Schützengraben. Tag und  Nacht wenige hundert Meter vorm Feind. Ihr wisst, Stimming und Götting sind tot, wahrscheinlich auch Bernhard Runge. Meine besten Kameraden sind gerade verwundet oder tot. Die Offiziere unseres Bataillons erhielten sämtlich das Eiserne Kreuz. … Ringsum verbrannte Gehöfte, tote Kühe, platzende Schrapnells, dazwischen Leib an Leib wir Brüder.

Herzlichst Gerhart

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